Über den Hof

Über unsern Hof

Die Geschichte vom Geflügelhof Steffens

Nur 300 Meter von der Bundesstraße entfernt liegt Kuckelberg – „Kuckelberg an der Sonne“, so pflegte der frühere Pastor Bertrams aus Herrenstrunden dieses Gehöft wegen seiner günstigen Lage am Südhang zu nennen. Unmittelbar am Kuckelberger Bach ist es gelegen, umgeben von sattgrünen Hügeln und Wiesen. Dort ist die Familie Steffens seit einem Jahrhundert und in der fünften Generation zu Hause.

Die erste Generation

1903 war der kleine Hof in Kuckelberg mit 4,56 ha Land durchaus eine Existenzgrundlage. Opa Johann Steffens und Oma Amalie (Heidkamp) legten ihre Ersparnisse, Geerbtes und von einer Tante aus Quettingen geliehenes Geld zusammen, und kauften am 21. Januar 1903 den Hof von Peter und Heinrich Müngersdorf. Johann war bereits 40 Jahre alt. Bis dahin lebte er mit seinen Eltern und den Geschwistern auf dem Kochshof in Odenthal-Grimberg, den sie zusammen mit der Familie Müller  bewirtschafteten. Hier war kein Platz für eine weitere junge Familie. In Kuckelberg wurde zur Senkung der Kosten eine Hälfte des Doppelhauses, sowie ein Stall mit  Scheune und ein kleines Stück Land (Garten und Wiese) an die Familie Schüttler verpachtet, die sich so auch eine Ziege halten konnte.
Johann und Amalie
Mit dem Rest legten Johann und Amalie los. Es wurden 2 Kühe mit Nachzucht, ein paar Schafe und Hühner, Gänse und Enten gehalten. Ein Pferd gab es nicht. Das Pflügen wurde vom Nachbarn Peter Kierdorf übernommen, der in Unterkuckelberg einen wesentlich größeren Hof bewirtschaftete. Alles wurde von Hand gemacht, vom Futterbau (Rüben für die Kühe) bis zur Heumaad. Die Ernte wurde mit einem Handleiterwagen den Hang hinunter bugsiert.

Von Romantik (k)eine Spur

Im Haus gab es weder Strom noch Wasser. Johann schachtete hinter dem Haus einen kleinen Brunnen aus. Das Wasser wurde mit einer Handpumpe von der Küche aus gefördert. Der Stromanschluss kam erst im Juli 1921. Bis dahin leuchteten die Steffens mit Petroleum. Mit diesem betrieb Johann auch seine erste Brutmaschine, die er sich nach einer Anleitung selbst gebaut hatte. Und überhaupt wurde fast alles selbst gemacht: Gebäude repariert, Leitern gebaut, Socken gestrickt, Sauerkraut eingelegt, Marmelade gekocht. Die beiden ersten Kinder Amalie (1904) und Anton (1905) wurden in 15-monatigem Abstand geboren. Neun Jahre später folgte Josef im Dezember „Onkel Jöfi“, wie er von den Kindern später genannt wurde, war mongoloid und stark sprachgestört. Trotz seiner Behinderung war er festes Mitglied der Hofgemeinschaft. Zeit seines Lebens hatte er auf dem Hof seine täglichen festen Arbeiten und Aufgaben. Auf Betreiben der Nazis sollte Onkel Jöfi sterilisiert oder eingewiesen werden. Das scheiterte jedoch an Johanns Widerstand.

Zweiter Preis für Henne Berta

Dokumentierte Zuchterfolge

Um das Einkommen auf der stark begrenzten Fläche zu steigern, züchtete Opa Johann schon früh die rebhuhnfarbigen Italiener-Hühner, mit denen er bei Wettbewerben gute Erfolge erzielte. Er wurde Mitglied im Verband Deutscher   Nutzgeflügelzüchter. Oma Amalie erzählte immer, wie sie mit einem Tragekorb die Produkte der 150 Gefiederten nach Bergisch Gladbach und Köln-Mülheim brachte; natürlich alles zu Fuß. Wegen ihrer kranken Knie konnte sie das später nicht mehr. Einmal in der Woche wurde deshalb Taxi–Krämer aus Herrenstrunden mit seinem Auto beansprucht, bis sich Vater Anton dann ein NSU–„Hermännchen“ kaufte. Von da an wurden mit Moped und Anhänger Eier, Küken und Junghennen ausgeliefert.

 

Vater Anton baute die Hühnerhaltung stark aus. Er züchtete vermehrt weiße Leghorn. Es wurden Bruteier, Küken und Junghennen verkauft. So  schlüpften z.B. im Jahre 1928 3702 Küken, Konsum-Eier wurden im gleichen Jahr 21.834 Stück gelegt. Acht Jahrzehnte später ist die Produktion auf das 100–fache gestiegen.

Anton stolz wie Oskar auf seinem "Hermännchen"

Die zweite Generation

Toni und Margarete am Hochzeitstag
Immerhin konnten die Steffens ganz gut leben, ihre Gebäude in Ordnung halten und sogar während des 2. Weltkrieges einen neuen Hühnerstall bauen. Lebensmittel wurden gegen Baumaterial getauscht, und die preiswerten Handwerker mit gutem Essen versorgt. Auf Menschen schießen, musste Opa Johann nicht, er war schon im 1. Weltkrieg zu alt. Vater Anton hatte im 2. Weltkrieg großes Glück, als Besatzer im norwegischen Narvik war er von allen Schlachten weit entfernt. 1951 heiratete Toni seine Margarete Engstenberg. Für ihn auch die letzte Chance, mit 46 Jahren, noch eine Familie zu gründen. Mutter Margrete war ein „Arbeitstier“, sie war maßgeblich daran beteiligt, dass der Betrieb vergrößert wurde. Auch die Familie vergrößerte sich. 1952 war Franz-Josef als erster geschlüpft und ihm folgten Gertrude 1954 und Hildegard 1956. In Kuckelberg gab es mittlerweile fließendes Wasser, welches von der Friedrichsruh herunterkam. Der Brunnen wurde schon vor dem Krieg gebaut. Auch gab es einen kleinen Einachsschlepper (Holder), mit dem Vater Anton die Felder bestellte. Nach wie vor mussten 300 Hühner, zwei bis drei Kühe und ein paar Rinder gefüttert werden. Daneben wurden zwei Schweine gemästet.
Johann gönnt sich ein Päuschen am Sonntag
Auf dem Acker war was los
Der neue Goliath
Gertrude, Franz-Josef und Hildegard

Der Umbruch wirft seine Schatten voraus

Die kleine Landwirtschaft ernährte die Großfamilie mehr schlecht als recht. Vater, Mutter, Opa, der 1954 starb, Oma, Onkel Jöfi und die Kinder mussten versorgt werden. Eine Rente für die Alten gab es nicht. Außer seinem Enonger (Mittagschlaf) gönnte sich der Toni nichts. Mutter hatte meistens auch sonntags noch Vollbeschäftigung. Vor allen Dingen, nachdem Oma wegen des Todes ihres Schwiegersohnes Peter nach Schildgen zu ihrer Tochter gezogen war, denn ab dann musste sie auch noch kochen.

Man kann sagen, Kuckelberg wurde vom Wirtschaftswunder verschont. Die Kinder kannten keinen Fernseher und keine Ferien, was ihnen aber nicht wirklich fehlte. Vater Anton kaufte 1952 einen Goliath Dreirad Kastenwagen, womit er über 15 Jahre Eier und Geflügel in Bergisch Gladbach  auslieferte. In dieser Zeit wurde auch der große Hühnerstall gebaut, wo nun auf drei Etagen je 500 Zuchttiere gehalten wurden.

 

Vater Anton hielt lange Zeit seine alte Betriebsweise bei, auch dann noch, als sein Vermehrungsbetrieb und die Brüterei sich als Flop herausstellten, zumindest für die Größenverhältnisse seines Hofes.

Spezialisierung der Direktvermarktung

Als Franz-Josef 1970 seine Geflügelzuchtlehre und Landwirtschaftsschule beendet hatte, war klar, dass einschneidende Änderungen notwendig waren, um die Existenzgrundlage des kleinen Hofes auf lange Sicht zu erhalten. Die Brüterei war schon längst eingestellt und Franz-Josef hatte begonnen, den Hühnerbestand aufzustocken. Bei der Nachfrage nach zinsverbilligtem Darlehen und der daraus resultierenden Kalkulationsberechnung seitens der Landwirtschaftskammer hieß es: Keine Chance, Umschulung. So absolvierte er 1974 die Gesellenprüfung als Gas- und Wasserinstallateur.

Mutter Margarete, Franz-Josef, Hildegard und Gertrude
Mutter Margarete und die Hausschafe

Die Geflügelhaltung wurde im Nebenerwerb beibehalten und Eier wurden nach Feierabend ausgeliefert. Entgegen der Prognose des Beraters der Landwirtschaftskammer schlug diese Direktvermarktung jedoch gut ein. Somit wandte er sich wieder verstärkt der Geflügelhaltung zu. Nur mit Hilfe seiner Mutter und der Geschwister Gertrude und Hildegard ist die Spezialisierung  Modernisierung) möglich gewesen. Bereits von Kind an mussten die Geschwister kräftig mithelfen.

Die dritte Generation

Erika und Franz-Josef heiraten

1976 lernte Franz-Josef Erika Knospe aus Leverkusen kennen. Vier Jahre später, im Mai 1980, heiraten sie.  Erika brachte frischen Wind nach Kuckelberg. Mit vereinten Kräften erweiterten sie zunächst das Wohnhaus. Anschließend wurde im Oktober 1982 als erstes Kind Johannes geboren, 16 Monate später , im Januar 1984, folgte ihm Anna Christina. Als 1984 Leni Borsbach den Steffens ihr Marktgeschäft in Refrath übergab, kam mit dem Wochenmarkt an der Steinbreche ein neues Standbein der Vermarktung hinzu. Hier, wie auch Jahre später auf dem Markt in Bergisch Gladbach, verkaufen sie Eier und Geflügel. Um das Angebot zu erweitern werden Kartoffeln angebaut, Hähnchen , Perlhühner, Enten und Gänse gehalten. In dem hofeigenen Backraum backt Franz-Josef nach alten, traditionellen Rezepten Brot. In den zurückliegenden Jahren wurde  kräftig investiert. Es entstanden: Hofladen und Backstube, sowie Schlachtund Nudelräume. Vor zwei Jahren wurde ein neuer Freilandstall gebaut.

Erika mit den Kindern Johannes und Anna
Der Hof 1975 mit moderner Ornamentik

Beruf mit Berufung

Die Schwiegereltern im Gemüsegarten
Ein starkes Team in Arbeitskluft

Ohne unsere fleißigen Mitarbeiter, die sich hauptsächlich aus Hausfrauen aus der Nachbarschaft rekrutieren, könnten wir heute unsere Arbeit nicht schaffen. Ob beim Eier sortieren, Nudeln machen und abpacken oder beim Ausnehmen von Hühnern und Hähnchen. Auf unser Team ist immer Verlass. Auch die Schwiegereltern packen jederzeit mit an. An dieser Stelle sei allen Freunden für ihre Hilfe gedankt.

Trotz der Spezialisierung ist die Freizeit meist auch heute noch knapp und die Betriebsverhältnisse schon wieder als zu klein zu bezeichnen. Das schreckt Soh Johannes offensichtlich nicht. Er schloss eine landwirtschaftliche Ausbildung ab und schaute nach dem Zivialdienst für  11 Monate bei den Kollegen in Neuseeland vorbei. Auch Tochter Anna hat an der Arbeit auf dem Hof Spaß gefunden, aber sich beruflich anders orientiert und eine Ausbildung zur Physiotherapeutin absolviert. Sie ist mittlerweile verheiratet,  hat drei Kinder und arbeitet derzeit als Tagesmutter.

2008 stieg Sohn Johannes wieder in das Hofgeschäft ein und übernahm das komplette Marktgeschäft. In dieser Zeit kam Mareike als Aushilfe auf den Hof und wurde 2010 fest angestellt. Sie betreute den Hofladen, half beim Schlachten und Nudelnabpacken.

Der Hof ist aber trotz aller Rationalisierung nicht zum reinen Zweckbetrieb geworden. Es bleibt immer noch Zeit und Raum für allerlei Liebhaberei, Bienenzucht, Bauerngarten, Ziegen, Haltung von alten Hühnerrassen, Kaninchen und nicht zuletzt die Wartung und Pflege von Lloyd-Oldtimern von Vater Franz-Josef.

Franz-Josef sucht die Königin
Johannes und Anna

Der vierte Generation

Am 19.02.2011 heiratete Johannes seine Mareike in der Kirche St. Johannes der Täufer in Herrenstrunden. Der Nachwuchs ließ nicht lange auf sich warten, denn die erste Tochter Clara wurde 2012 geboren und die kleine Schwester Franziska erblickte zwei Jahre später das Licht der Welt.

Die Palette der Hofprodukte wurde um hausgemachte Suppen und verschieden mariniertes Hähnchenfleisch erweitert. Die Installation eines praktischen 24h-SB-Eierkühlschranks 2015 direkt am Hof erfreut seit dem viele, denen sonn- oder feiertags die Eier ausgehen.

Die fünfte Generation - Clara und Franziska

Zum Ende des landwirtschaftlichen Wirtschaftsjahres 2017 übernahm Sohn Johannes den kompletten Betrieb von Franz-Josef. Dazu gehörte natürlich nicht nur das Markt- und Hofgeschäft, sondern auch die ganze Bürokratie, die mit dem Führen eines Betriebes einhergeht. Auch wenn Johannes jetzt den Hof führt, helfen Mutter Erika und Vater Franz-Josef noch tatkräftig. So steht Franz-Josef noch mehrmals die Woche in der Hofbackstube und backt das eigene Brot mit frisch gemahlenen Mehl.

Kleine Romantik im Bergischen mit viel Tradition

Adresse

Geflügelhof Steffens
Kuckelberg 2
51467 Bergisch Gladbach
www.gefluegelhof-steffens.de

Hofladen Öffnungszeiten:

Mittwoch bis Freitag von
9.00 – 12.00 Uhr & 15.00 – 18.00 Uhr
Samstag von
9.00 – 13.00 Uhr

Kontakt

Telefon:  0 22 02 / 78 202 oder
E-Mail: info@gefluegelhof-steffens.de
Bestellungen bitte nur telefonisch oder persönlich auf dem Markt oder im Hofladen.